Freitag, 24. September 2010

Von Valdeblore ins Piemont



Karte Tag 2
Am nächsten Morgen war beim aufstehen der Himmel bedeckt und irgendwie hatte ich das Gefühl ,dass man dem Wetter nicht so richtig trauen konnte. Die Wirtin begrüßte mich freundlich und meinte heute morgen sollte es nicht regnen aber heute mittag je nachdem wo es hinfällt.

Höhenprofil Tag 2  leider ohne genau Aussage zum Col de la Lombarde 
 Na ja, wenigstens hatte die Wettervorhersage den Niederschlagszeitraum etwas eingegrenzt Zum Frühstuck gab es Cornflakes mit warmer Milch sowie Kaffee und frisches Baguette mit Butter und Marmelade sowie verschiedenen Joghurt und die typisch französischen Apfelmusportionen.
Zum fahren zog mir meine 3/ 4 Hose an und mein kurzes Trikot mit den Armlingen darunter Kurzarmuntertrikot und die Sommerradsocken.
Am Anfang dachte ich immer, dass das Zusammenpacken der Wäsche und das verstauen in den Radtaschen recht schnell gehen würde. Doch ich brauchte dafür einfach meine Viertelstunde. Vor dem Packen musste ich wissen was brauche ich heute und was eher nicht.
Da bei dem reduzierten Reisegepäck abends fast immer alles benötigt wurde, sei es zum waschen oder anziehen musste ich morgens die Taschen fast immer komplett einräumen.
Also kamen links und rechts der kleine Proviant sowie alles was zur Wetterbekleidung gehörte wie Radhandschuhe, Windstopper-Jacke und Regenjacke und Überschuhe ganz nach oben.  Der Ersatztreifen kommt nach weiter nach unten, wenn der gebraucht wird  ist das sowieso eine größere Aktion die mehr Zeit benötigt. Wetterkapriolen sind da meist schneller..... leider.....
Das Thema Sonnencreme ist im Hochgebirge  trotz Herbst mit reduzierter Sonnenscheindauer ein Dauerbrenner. Da ich die ganzen Tuben wie Sitzcreme, Zahnpastata und Sonnencreme in meine normalen Schuhen unterbrachte musste auch der Ablauf beim anziehen und verstauen etwas geplant sein.
Nach dem Tipp von einem Radsportkollegen verwende ich für alles auser dem Gesicht Daylong 25 von Spirig. Für das Gesicht, da wasser- und schweißfest ohne abzulaufenh Himaya Sonnencreme die verwenden auch Surfer. Mit dieser Kombination habe ich auch auf langen Ausfahrten keine Probleme.
Von Valdeblore  ins Tal der Tineè
Genug dem Vorgeplänkel, um etwa 9:30 war ich auf dem Rad und fuhr 500 m Bergab Richtng St. Sauveur sur Tineè nur um wieder anzuhalten. Das war ganz schön kalt und ich zog mir meine Windjacke erstmal drüber und unter den Helm meine Mütze drunter.

Gemeinde Valdeblore im Hintergrund

Die Abfahrt von La Bolline ins Tal der Tineè ist richtig schön zu fahren, nicht zu steil mit ein paar Kehren und der Straßenbelag ist relativ gut. Die Straße mündet an einer Ampelkreuzung in die D 2205 der man bis Isola folgt.


Schöne Abfahrt mit leider etwas Steinschlag
Was irgenwie seltsam war, dass trotz einer leichten Steigung, man fährt ja talaufwärts, ich das Gefühl hatte als wäre die Straße eben bzw. leicht abschüssig. Das Tal ist hier recht eng und der Rückenwind vom Mittelmeer bläßt hier fast wie in einer Düse. Das Fahren war angenehm, ich hatte meine Windjacke längst wieder ausgezogen und kam gut voran.

Die Richtung paßt - der Col kommt aber erst später !

Der leichte Anstieg entlang dem Fluß verläuft etwas wellig zwischen 2% und ca. 5 % aber insgesamt moderat. In Isola geht der Anstieg zum Col de la Lombarde rechts weg ins Tal.

Einfahrt nach Isola
  An der Bushaltestelle stand ein dunkelhäutiger Mann,winterlich dick vermummt der mich freundlich breit angrinste und mir zuwinkte. Ich winkte zurück drehte den Kopf und kam mit dem zurückschalten fast nicht nach. Die Steigung auf den ersten Metern ging rauf auf  fast 10 % und mein Gepäck machte sich wieder bemerkbar. In der zweiten Kurve kämpfte ich wieder mit dem vorderen Umwerfer. Ich stieg schließlich ab, prompt ging die Kette aufs kleine Blatt - als wäre nichts gewesen und nach einem kurzem Anfall von Ärger justierte ich den Umwerfer nochmals nach. Ein paar Meter weiter nahm sich die Steigung dann doch zurück auf  6 - 7 % so wie ich es noch im Kopf hatte von verschiedenen Beschreibungen. 
Die Steigung verläuft recht gleichmässig, verschärft sich aber in manchen Abschnitten bis auf 8 - 9 %. In diesen Abschnitten wurde die Straße umgelegt und damit von der ursprünglichen Führung verkürzt. Die alten Abschnitte sind nicht befahrbar zumindest stehen Verbotsschilder, wahrscheinlich sind sie Opfer von Bergrutschungen geworden.
Auffahrt nach Isola 2000
Die Straße hoch nach Isola 2000 ist breit, richtig breit und gut zu befahren eine richtige Wintersporttouristenstrasse. Das Wetter war kühl und bedeckt.  Ab ca. 1800 Hm wurde es wieder spürbar kälter aber da Isola 2000 nicht mehr weit war wollte ich zumindest in den Ort.
Felslandschaft entlang der Auffahrt
Kurz vor dem Ort kam mir eine große Gruppe Motorradfahrer entgegen die teilweise winkten und etwas naß aussahen. Ein Stück weiter war die Straße naß, hier hatte es kurz bevor ich kam geregnet.

Blick auf Isola 2000- es fängtan zu nieseln
Isola 2000 war wie ausgestorben, außer ein paar Handwerkern war niemand in diesen architektonisch verunglückten Holzkästen. Das sah alles so richtig zweckmässig aus, die kleineren Häsuer sind fast bis direkt an die Straße heran gebaut, also von einer gemütlichen Skiatmosphäre im Winter hat das gar nichts.
Dafür war entlang der Straße eine ganze Kuherde unterwegs die mir teilweise neugierig entgegenkam. Na auf diese Bekanntschaft wollte ich verzichten und so fuhr ich ohne anzuhalten Richtung Col de la Lombarde.
Es fing jetzt stärker an zu nießeln und als die Straße am Ortsausgang schmäler wurde regnete es leicht.
Die Steigung wurde jetzt stärker was auch an den seitlichen Markierungen für Radfahrer gut zu sehen war.
Die Straße von Isola 2000 zum Col, wurde erst vor kurzem frisch asphaltiert und  war somit gut befahrbar.
Aber was war das?
Kurz vor dem Col hatte ich ein Graupelkorn auf dem Ärmel und das wollte nicht so richtig zergehen.
Ich hatte bei der Anstrengung gar nicht richtig wargenommen wie kalt es geworden war und oben angekommen schaute ich mch nach einer Unterstellmöglichkeit um, um mir trockene Sachen anzuziehen.
Tja die Würstchenbude weiter links war geschlossen und so nahm ich notgedrungen das Schild  mit der Übersichtskarte um mein Fahrrad dagegenzulehnen.
Col de la Lombarde garniert von schlechtem Wetter
Es goß jetzt richtig und es war schweinekalt etwas über 0°C. Überschuhe anziehen, Jacke drüber, Mütze auf, Winterhandschuhe an und schnellstmöglichst in die Abfahrt. 

Abfahrt vom Col Richtung Cuneo-nicht wirklich einladend
Durch meine nasse Hose schlug die Kälte auf meine Oberschenkel durch  und meine Zehen waren auf der Auffahrt doch naß geworden - autsch!! Beim nächsten Mal schwor ich mir in der Auffahrt früher anzuhalten und mich rechtzeitig anzuziehen. Das ging diesmal gründlich schief!
Jetzt nur auf der nassen Straße keinen Fahrfehler machen. Die Straße herunter vom Col auf der italienischen Seite ist winkelig, schmal und der Belag nicht annähernd so gut wie auf der französiochen Seite.
So schnell wie ich herunter wollte ging das gar nicht. Auf dem Col hatte mich ein kleines blaues Auto überholt und der Fahrer war in den Kurven übervorsichtig. Ich konnte mich nur einreihen und dahinter herfahren.
Dann kam noch ein Motorad  hinter mir mit Fahrer und Sozia die nach einiger Zeit an dem Auto vorbei kamen.
Mittlerweile war ich am leichten Zittern und die Oberschenkel schmerzten richtig heftig. Aber es kam und kam keine Möglichkeit um abzusteigen und irgendwo unterzustehen, gar nicht dran zu denken die trockene lange Hose anzuziehen. Ich war richtig froh, dass dies für heute der einzige Anstieg war.
Ein zweiter bei dem bescheidenen Wetter und meiner jetzigen Verfassung, dass wäre eine reine Qual gewesen.
Kurz vor Vinadio ging die Abfahrt in ein flaches Teilstück über  - ich schaffte es nicht mein Rad ordentlich wenigsten auf 20 km/h zu beschleunigen.
Dass ich so kaputte Oberschenkel und gefühllose Beine hatte - das hatte ich nicht gedacht.
Gottseidank in Vinadio auf der linken Straßenseite gibt es eine kleine Kaffeebar! Rennrad an die Seite, Gepäcktaschen runter und rein ins trockene.
Erstmal ein warmer Cappucino!
Die zwei Motorradfahrer waren auch zum aufwärmen da und so saßen wir am Tisch und ich zitterte mich langsam wieder zur normalen Körpertemtperatur zurück.
Die Zwei kamen aus Dresden und waren auf der Rückreise, eigentlich hatten beide Ihre eigene Maschine aber auf einem frisch asphaltierten Stück nördlich von Nizza wurde ein Kühler durch nicht engewalzten Splitt beschädigt und so blieb ein Motorrad für den ADAC zum Rücktransport in der nächsten Werkstatt.
Übrigens war der Cappucino nicht so heiß wie er sein sollte, irgendiwe etwas lauwarm. Hauptsache es war trocken und warm mit einem Platz zum Umziehen.
Nach so einer Stunde hatte der Regen nachgelassen und ich entschloß mich die restlichen 36 km nach Cuneo weiter zu fahren.  So verabschiedete ich mich und es ging weiter in trockenen und warmen Sachen.
War Verkehr bisher fast gar nicht vorhanden änderte sich das ab Vinadio. Ich befand mich jetzt auf der S 21 und der Lkw-Anteil stieg spürbar an. Aisone und Demonte haben an den Ortseinfahrten Ampelregelungen weil durch die engen Ortsdurchfahrten nur ein Lkw  ohne Gegenverkehr durchpaßt. Ich hielt mich an die Ampelregelung was sich als eine gute Entscheidung herausstellte.
Die Straße im den Durchfahrten ist von den Lkws teilweise derart zerstört, dass man nur unter dem Risiko eines Reifenschadens die Möglichkeit gehabt hätte  einem entgegenkommenden Fahrzeug auszuweichen. An manchen Stellen ist nur die Straßenmitte für Rennräder befahrbar.
Obwohl die Straße bis Cuneo ständig abfiel mußte ich dch ganz ordentlich in die Pedale treten aber auf Grund des stärker werdenden Verkehrs der jetzt Aufmerksamkeit verlangte kümmerte ich mich nicht weiter darum.
Das Hotel Royal ist gut zu finden. Die Straße führt in Cuneo auf einen Großen Platz zu, teil sich um auf allen Seiten drum herum zu verlaufen und in der linken unteren Ecke ist das Hotel Royal Superga. Das Hotel ist wirklich gut eingerichtet und gepflegt ausgestattet. 
Die junge Frau am Empfang sprach ein gutes Englisch was für Italien nicht selbstverständlich ist. Der Stellplatz für die Fahrräder befindet sich hinterm Haus und sie schloß mein Rad mit den hauseigenen Verleihrädern eine Kette. Der Stellplatz wird abends noch zusätzlich abgeschlossen.
Perfekt, da hatte ich trotz Innenstadtlage nichts zu befürchten. Das Zimmer war groß, die Dusche schön heiß jetzt gings mir wieder gut. Das Waschen der Radwäsche dauerte etwas länger, das ist aber normal bei Regenwetter.
Nur jetzt musste ich mir eine Hose kaufen was ich sowieso vorhatte. Es war gerade mal 16. 30 Uhr und ich hatte genügend Zeit.
Mein lange Radhose wischte ich kurz sauber und fragte an der Rezeption nach einem Trekkingladen um eine leichte Trekkinghose zu kaufen.
Meine Jeans hatte ich im Gepäck in Nizza gelassen, die war mir einfach zu schwer für das Gepäck.
Der Trekkingausrüster war gerade mal 500 m weiter in der die Via Roma und hatte an diesem Tag Sommerschlußverkauf mit Generalrabatt. Glück muss man haben, ich fand eine passende Trekkinghose die auch noch schön leicht war.  Ein Stück weiter wieder Richtung Hotel ging ich in eine kleine Illy -Cafebar mit einem fabelhaften Espresso und Capuccino.
Zum Abendessen gab es genügend Möglichkeiten, ich schaute mir etwas die Stadt an und ging dann in die Pizzeria Vesuvio. 
Neben dem normalen Restaurantbereich war vor dem Gehweg ein geschlossenes Zelt aufgebaut das als weiterer Raum dient.  Alle italienischen Gäste wurden ins Restaurant geleitet, ich als erkennbarer Nichtitaliener und Tourist sah dem dann von dem Zelt aus zu. Das ist dann schon etwas komisch wen man als einzelner drin sitzt irgendwie diskriminierend. Weitere Gäste kamen erst ins Zelt als das Restaurant voll war und ich mit dem Essen fertig. Ich saß gerade mal so fünf Minuten drin als ein richtiger Wolkenbruch niederging der auch so schnell nicht aufhörte. ich hoffte nur, dass es am nächsten Morgen vorbei war.
Das Essen selber, Spagetthi mit Muscheln und vorab einen gemischten Salat war wirklich gut, aber diese Kunden-Sortiererei sehr unangenehm. Mit Getränken gab ich 22,00 € dafür aus      
Auf dem Weg zurück ins Hotel nahm ich noch von der Eisdiele die gegenüber dem Hoteleingang unter den Arkaden liegt eine Portion Eis mit. Diese Eisdiele macht das Eis nach einer alt hergebrachten Art und das besondere ist, dass dieses Eis nicht fest ist sondern eine etwas cremigere Konsistenz hat.  Zum Portionieren wird das Eis wie Honig um einen Holzstil gedreht und dann in das Waffelinnere ja...  also so vom Stiel abgedreht. Geschmacklich unbedingt probieren wenn man nach Cuneo kommt richtig toll!    

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